Talk im Turm mit Josef Riegler: Der Vordenker, der immer mehr Recht bekommt

 

Von der globalisierten Wirtschaft, über den nach wie vor nicht gezähmten Raubtierkapitalismus, über Klimawandel und das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA bis hin zur aktuellen Bundes- und Landespolitik spannte sich der Bogen einer Neuauflage der Diskussionsreihe „Talk im Turm“, die am vergangenen Dienstag einen wahren Vordenker zu Gast hatte, Vizekanzler a.D. Josef Riegler. Seine vor Jahrzehnte bereits propagierte „Ökosoziale Marktwirtschaft“, die mancherorts ein radikales Umdenken von wirtschaftlicher Profitgier und dem ungezüngelter Verschwendung begrenzter Naturressourcen abverlangt, hat dem Zeitgeist Paroli geboten. Mehr denn je erscheint es heute notwendig, die Wichtigkeit eines aufeinander abgestimmten ökonomischen, sozialen und ökologischen Handels zu erkennen und umzusetzen, um einem drohenden globalen Crash zu entkommen.

Riegler, gebürtiger Judenburger, der heute national wie international als programmatischer Vater der Ökosozialen Marktwirtschaft gilt, setzte als erster Politiker das Konzept der „Nachhaltigkeit“ in die Tat um, bevor es zum Modewort verkommen sollte, mit dem sich heute wohl fast alle politisch Tätigen schmücken. Und der heute 76-jährige Vordenker ist längst nicht müde, immer wieder die fehlgeleiteten Entwicklungen anzuprangern: Etwa das krasse Mißverhältnis zwischen Realwirtschaft und Finanzwirtschaft, die hohe Steuerlast auf dem Faktor Arbeit, die überbordende Bürokratie, die wie ein Geschwür weiterwächst oder die Verantwortung, die jeder einzelne gegenüber der Umwelt hat.

Moderierte vom Bezirkschef der Wirtschaftskammer, Norbert Steinwidder entspannte sich so zu abendlicher Stunde ein hochinteressanter „Talk“ am höchste Punkte der Stadt, der Riegler auch so manchen Fortschritt im „Handeln der Mächtigen“ erkennen ließ, etwa die Einbeziehung ökosozialer Ideen in UNO-Programm der kommenden Jahrzehnte, zahllose Bestätigung der Richtigkeit seiner Thesen durch hochkarätige Wissenschafter auf internationaler Ebene oder die jüngst im neuen Parteiprogramm der Volkspartei aufgenommenen Grundsätze ökosozialen Handelns, das für Riegler seit seinem ersten Gedankenanstoß gleichgeblieben ist: „Die ökosoziale Marktwirtschaft ist das Suchen nach der richtigen Balance zwischen einer wettbewerbsstarken Wirtschaft, der konkreten Wahrnehmung sozialer Verantwortung im Sinne der Solidarität und der Ökologie im Sinne der Verantwortung für eine lebenswerte Umwelt, auch für künftige Generation“, so der in St.Peter ob Judenburg aufgewachsene Vordenker, der namens der veranstaltenenden Raiffeisenbank Judenburg von deren Chef Georg Moitzi begrüßt wurde. Unter den zahlreichen Zuhörern und Diskutanten sah man neben etlichen Bürgermeistern auch Nabg. Fritz Grillitsch, Labg. Hermann Hartleb sowie den steirischen Wirtschaftsbund-Direktor Kurt Egger.

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