Wirtschaftsbarometer Murtal: Konjunktur gewinnt an Fahrt

Die Erwartungen bezüglich Umsatz, Auftragslage und Investitionen entwickeln sich im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark positiv – damit verdeutlicht sich der konjunkturelle Aufschwung. Trotzdem überwiegt in der Gesamtbetrachtung immer noch die Unsicherheit: 5 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer Verschlechterung des allgemeinen Wirtschaftsklimas aus, 3 Prozent erwarten eine Besserung. Der Erwartungssaldo ist hiermit zum wiederholten Mal negativ (-2 Prozentpunkte), auch wenn sich eine Aufwärtsbewegung abzeichnet. „Und die meisten Trendpfeile zeigen nach oben“, betont der Präsident der WKO Steiermark: „Wir müssen zusehen, dass die Konjunktur jetzt weiter Fahrt aufnimmt. Mit Maßnahmen und mutigen Reformen, die den Unternehmern das Vertrauen in die Politik zurückgeben – einem , „Real Deal“ für unseren Standort.“

Die konjunkturelle Gesamtsicht ist und bleibt von Unsicherheit geprägt – die positiven Ansätze haben sich aber verdeutlicht. So lautet kurzgefasst die Quintessenz des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark. Demnach fallen die Einschätzungen der Unternehmer zum erwarteten Geschäftsverlauf bezüglich Umsatz (Saldo: +36,4 Prozentpunkte), Auftragslage (+36,7 Prozentpunkte), aber auch Investitionen (+22,9 Prozentpunkte) positiv aus, das erwartete Wirtschaftsklima wird allerdings weiterhin negativ beurteilt. Das Ergebnis im Detail: 5 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, 3 Prozent von einer Besserung. Unterm Strich ergibt das ein Negativsaldo von ‑2 Prozentpunkten, wobei auch hier der Trendpfeil eindeutig nach oben zeigt. Zur Erklärung: Diese Saldowerte werden berechnet aus den Unternehmen, die ihre Geschäftslage positiv bewerten, abgezogen jenen, die sie negativ beurteilen.

Steiermarkweit haben 712 Unternehmerinnen und Unternehmer an dieser großen Konjunkturumfrage teilgenommen. Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wieder und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu. Mit interessanten Einblicken, wie Regionalstellenobmann Norbert Steinwidder betont: „Im Murtal sind die Auswirkungen einer leichten Konjunkturerholung sichtbar, denn die meisten Salden konnten im positiven Bereich verzeichnet werden. Einzig die Erwartungen in Bezug auf die Entwicklung der Beschäftigung und der Verkaufspreise bleiben überwiegend negativ.“

So schätzen die Unternehmer die Geschäftsentwicklung ein

UMSATZ. Der Saldo des bisherigen Gesamtumsatzes liegt im 1. Halbjahr 2016 trotz Aufwärtstendenz knapp unter der Nulllinie: 37,2 % gaben bei der diesjährigen Frühjahresumfrage an, dass ihr Gesamtumsatz in den vergangenen 12 Monaten gestiegen ist, während 38,8 % mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hatten (Saldo: ‑1,6 Prozentpunkte). Deutlich gebessert hat sich die Erwartungshaltung. Mit einem Erwartungssaldo von 36,4 Prozentpunkten weist das Murtal den zweithöchsten Wert im Regionenvergleich aus (optimistisch: 40,7 %; pessimistisch: 4,3 %).

AUFTRAGSLAGE. Auch 2016 schätzen die Unternehmen im Murtal ihre bisherige Auftragsentwicklung überwiegend positiv ein: Der Saldo fällt mit 18,9 Prozentpunkten nur etwas niedriger aus als 2015 und bleibt damit auf solidem Niveau. Der Erwartungssaldo klettert hingegen mit 36,7 Prozentpunkten auf den ersten Rang im Regionenvergleich: 40,7 % der befragten Betriebe erwarten demnach eine Verbesserung und nur 4,0 % eine Verschlechterung ihrer Auftragssituation.

PREISE. Der Druck auf die Verkaufspreise ist im Murtal nach wie vor hoch: Mit einem Saldo von ‑30,3 Prozentpunkten vermelden deutlich mehr Unternehmen eine Preissenkung (37,0 %) als eine Preiserhöhung (6,7 %) in den vergangen 12 Monaten. Der Preisdruck dürfte auch in naher Zukunft nicht nachlassen: Der Erwartungssaldo bleibt mit ‑31,6 Prozentpunkten klar im negativen Bereich und markiert den niedrigsten Wert im Regionenvergleich (Preise steigen: 7,7 %, sinken: 39,3 %).

INVESTITIONEN. Die Unternehmen im Murtal zeigen sich wieder investitionsfreudiger: Mit einem Saldo von 20,3 Prozentpunkten markiert das Murtal den Spitzenwert in der Steiermark. Auch für die Zukunft ist die Stimmung überwiegend positiv: Der Erwartungssaldo klettert auf 22,9 Prozentpunkte. Damit gehen nur 8,9 % der befragten Betriebe von einem Rückgang und 31,8 % von einem Anstieg ihres Investitionsvolumens aus.

BESCHÄFTIGUNG. Eine Aufwärtsbewegung gegenüber 2015 lässt sich auch bei den Einschätzungen zur Beschäftigtenzahl erkennen. Der Saldo des bisherigen Personalstandes steigt auf 18,4 Prozentpunkte. Trotz einer Saldoverbesserung bleiben die Erwartungen vorsichtig: 31,5 % der befragten Betriebe rechnen in den kommenden 12 Monaten mit einem Personalabbau und 29,5 % mit einer Personalaufstockung. Der Erwartungssaldo von ‑2,0 Prozentpunkten liegt damit weiterhin im negativen Bereich.

„REAL DEAL“ für unseren Wirtschaftsstandort

Damit die Konjunktur nun weiter Fahrt aufnimmt, müsse die Politik ein Zeichen für ein neues Vertrauensklima setzen. „Denn Konjunktur passiert bekanntlich zu einem großen Teil in den Köpfen“, betont Präsident Herk. „Die Bundesregierung hat hier einen New Deal angekündigt. Angesichts der ersten Rückfälle in alte Gepflogenheiten brauchen wir aber eher einen Real Deal – einen Pakt für Arbeit durch Investitionen und Entlastung der Wirtschaft, der das Gemeinsame vor das Trennende stellt. Leistung muss sich lohnen“, so der Präsident.

Investitionsfreibetrag und Investitionszuwachsprämie: Es ist unabdingbar, dass das Wirtschaftswachstum durch geeignete Maßnahmen angekurbelt wird. Eine wesentliche Säule dabei ist die Beseitigung des Investitionsstaus. Die WKO Steiermark macht sich hier für die Einführung eines Investitionsfreibetrags bzw. einer Investitionszuwachsprämie stark. Der Unternehmer würde dabei 10 Prozent seiner über dem Durchschnitt der drei letzten Kalenderjahre getätigten Investitionen vom Staat ersetzt bekommen. Damit sollte sich allein in der Steiermark das Investitionsvolumen um 70 bis 80 Millionen Euro steigern lassen, was rund 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten würde. Weiters machen wir uns für eine Anhebung der Grenze für geringfügige Wirtschaftsgüter auf 1.000 Euro stark, das würde vor allem Kleinunternehmer entlasten. Derzeit liegt die seit dem Jahr 1982 nicht mehr valorisierte Grenze bei 400 Euro. Eine dritte, aus Sicht der WKO längst überfällige Maßnahme wäre der Vorsteuerabzug für einen betrieblich genutzten Pkw. Auf Landesebene könnten mit einem eigenen Investitionszuwachsprämien-Modell, das derzeit in Salzburg in Umsetzung ist, Bundesmaßnahmen noch entsprechend verstärkt werden.

Beauftragte und Überprüfungen: In der Öffentlichkeit werden zwar seit Jahren Bestrebungen kundgetan, behördliche Überprüfungen zu bündeln und zu zentralisieren, die gelebte Praxis scheint jedoch eine andere zu sein. Es gibt derzeit über 100 sogenannte Beauftragte, die den Unternehmen in Österreich mehr als eine Mrd. € pro Jahr an Kosten bereiten. Das reicht vom Abfallbeauftragten bis hin zum Ersthelfer. Dazu ein Beispiel aus der Praxis eines Metallbearbeitungsbetriebs mit 140 Mitarbeitern, dieser braucht u.a. folgende Beauftragte:

  • einen Arbeitsmediziner,
  • eine Sicherheitsfachkraft,
  • einen Abfallbeauftragten,
  • zwei Brandschutzbeauftragte,
  • sieben Ersthelfer,
  • drei Sicherheitsvertrauenspersonen,
  • einen Arbeitspsychologen,
  • einen Umweltschutzbeauftragten sowie
  • einen Beauftragten nach der Norm EN1090 für die Stahltragewerk-Hersteller

Präsident Herk: „Einsparungen in diesem Bereich sind die günstigste Form der Wirtschaftsförderung, denn sie kosten lediglich den entsprechenden politischen Willen. Ist dieser Wille – der letztlich mehr Eigenverantwortung heißt – vorhanden, können 20 Prozent der Beauftragten ohne Probleme eingespart werden.“

Lohnnebenkosten: Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Lohn- und Lohnnebenkosten. Das belastet die Wirtschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Lohnverrechnung verursacht den Unternehmen einen enormen Aufwand. Deshalb müssen alle Potenziale zur Senkung der Lohnnebenkosten ausgeschöpft und neue Potenziale durch Kostenwahrheit und Strukturreformen geschaffen werden. Kurzfristig sollen die Lohnnebenkosten um 500 Millionen Euro reduziert werden, das entspricht 0,5% der Lohnsumme, und zwar insbesondere in den folgenden Bereichen:

 

  • Ersatzlose Streichung der Auflösungsabgabe
  • Senkung der Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds und des Nachtschwerarbeitsbeitrags
  • Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags
  • Mittelfristig sollen die Lohnnebenkosten durch Einführung einer arbeitgeberseitigen Pauschalabgabe von 25 Prozent gesenkt werden
  • Vereinfachung der Lohnverrechnung

„tax freedom day“

Am 21. August 2016 war es wieder soweit.

Wir arbeiten nicht nur mehr für den Staat!

Der Tax Freedom Day ist der erste Tag des Jahres, an dem ein durchschnittlicher österreichischer Steuerzahler genug Geld verdient hat, um die jährlichen Steuern und Abgaben zu bezahlen. Ab diesem Tag fließt das Einkommen des Steuerzahlers in seine eigene Tasche. Wie viele Abgaben und Steuern der durchschnittliche Steuerzahler an den Staat zu leisten hat, soll uns der Tax Freedom Day veranschaulichen.

Berechnet wird der Tax Freedom Day in dem alle Steuereinnahmen und Sozialabgaben eines Landes durch das Einkommen der Haushalte und Betriebe geteilt werden. Dieser Prozentsatz wird dann auf das Jahr – 365 Tage – umgerechnet.

1Steinwidder, Herk 2Schmiedhofer,Steinwidder,Herk,Wimmer,Gassner 3Steinwidder,Herk, Gassner, Schmiedhofer 4Schmiedhofer, Steinwidder,Herk, Wimmer, Gassner