Wirtschaftsbarometer Murtal: Vereinzelt Lichtblicke, es überwiegt aber leichte Unsicherheit!

„Eine nachhaltige Konjunkturerholung lässt im Murtal noch auf sich warten“, so hochrangige Wirtschaftskammerrepräsentanten anlässlich eines Pressegesprächs im Saal der Wirtschaftskammer Judenburg. Die Einschätzungen zum bisherigen Wirtschaftsklima fallen dennoch überwiegend positiv aus: Für 21,8 Prozent der befragten Unternehmen hat sich die wirtschaftliche Gesamtlage verbessert, 13,0 Prozent melden eine Verschlechterung. Der Saldowert des bisherigen Wirtschaftsklimas liegt damit über der Nulllinie (+8,7 Prozentpunkte). Vor allem beim bisherigen Umsatz und Preisniveau zeigen die Trendpfeile nach oben. „Wir müssen zusehen, dass die Konjunktur an Fahrt aufnimmt“, so Regionalstellenobmann Norbert Steinwidder.

Steiermarkweit ist eine Konjunkturaufhellung spürbar, im Murtal herrschte im Herbst 2016  leichte Unsicherheit – so lautet kurzgefasst die Quintessenz des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark. Die Einschätzungen der Unternehmer zum bisherigen Geschäftsverlauf fallen bezüglich Umsatz (Saldo: +12,3 Prozentpunkte) und Auftragslage (+19,2 Prozentpunkte) zwar positiv aus, Preisniveau (‑1,4 Prozentpunkte), Investitionen (‑1,7 Prozentpunkte) und Beschäftigung (‑7,9 Prozentpunkte) verzeichnen jedoch negative Saldowerte. Auch der Ausblick auf die kommenden 12 Monate ist überwiegend von Unsicherheit geprägt. Die Erwartungssalden befinden sich durchwegs unter der Nulllinie. Zur Erklärung: Diese Saldowerte werden berechnet aus den Unternehmen, die ihren Geschäftsverlauf positiv bewerten, abgezogen jenen, die sie negativ beurteilen.

Insgesamt 716 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer haben an dieser großen Konjunkturumfrage teilgenommen. „Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu“, erklärt Steinwidder. Für den Regionalstellenobmann zeigen die Daten ein klares Bild: „Trotz moderater Wirtschaftsdynamik herrsche im Murtal leichte Unsicherheit.“

So schätzen die Unternehmer die Geschäftsentwicklung ein:

UMSATZ. Der Saldo des bisherigen Gesamtumsatzes klettert im Herbst 2016 über die Nulllinie: 27,6 % der Murtaler Unternehmen gaben an, dass ihr Gesamtumsatz in den letzten 12 Monaten gestiegen ist, 15,3 % sehen sich mit einem Umsatzrückgang konfrontiert. Daraus resultiert ein Positivsaldo von 12,3 Prozentpunkten. Die Erwartungen sind hingegen gegenüber der Frühjahreserhebung eingebrochen: Mit einem Erwartungssaldo von ‑4,5 Prozentpunkten rechnen mehr befragte Unternehmen mit Umsatzeinbußen im kommenden Jahr als an einen Anstieg.

Auftragslage. Die bisherige Auftragslage wird von den Murtaler Unternehmen überwiegend positiv eingeschätzt: 29,6 % melden einen Anstieg ihres Auftragsvolumens im vergangenen Jahr, demgegenüber stehen 10,4 %, die einen Rückgang verzeichnen. Der Saldo fällt mit 19,2 Prozentpunkten in etwa gleich aus wie im Frühjahr 2016. Die Erwartungen an die Zukunft fallen hingegen deutlich vorsichtiger aus: Der Erwartungssaldo liegt bei ‑3,8 Prozentpunkten, womit mehr Betriebe von einer Verschlechterung (10,8 %) als von einer Verbesserung (7,0 %) ihrer Auftragslage ausgehen.

Preise. Im Murtal ist auch im Herbst 2016 ein Druck auf die Verkaufspreise zu spüren. 11,1 % der Befragten haben in den letzten 12 Monaten ihr Preisniveau erhöht, 12,5 % gesenkt. Im Vergleich zum Frühjahr 2016 stellt der Saldo von ‑1,4 Prozentpunkten zwar eine Verbesserung dar, dennoch liegt dieser unter der Nulllinie. Auch zukünftig dürfte sich am Preisgestaltungsspielraum wenig ändern.

Investitionen. Die Investitionsfreude der Murtaler Unternehmen hat im Herbst nachgelassen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen erwartet auch im kommenden Jahr eher einen Rückgang (13,5 %) als einen Anstieg des Investitionsvolumens (4,1 %), was ein negativer Saldo von ‑9,4 Prozentpunkten belegt.

Beschäftigung. Eine Abwärtsbewegung gegenüber der Frühjahrsumfrage lässt sich auch bei den Einschätzungen zur Beschäftigtenzahl erkennen. Der Saldo des bisherigen Personalstandes sinkt auf ‑7,9 Prozentpunkte und auch der Erwartungssaldo fällt mit ‑17,6 Prozentpunkten weiter unter die Nulllinie: Lediglich 4,6 % der Murtaler Unternehmen rechnen mit einer Personalaufstockung im kommenden Jahr, 22,2 % mit einem Abbau.

Richtige Reformen statt falsche Liberalisierungsversprechen

 Damit die Konjunktur nun Fahrt aufnimmt, müsse die Politik ein Zeichen für ein neues Vertrauensklima setzten. „Nichts ist schlimmer als die Unsicherheit, sie ist Gift für jeden Aufschwung“, betont WKO Präsident Herk. Er fordert darum Stabilität und Berechenbarkeit von der Bundespolitik ein. „Es kann doch nicht sein, dass die Bundesregierung eine Reform der Gewerbeordnung verkündet, die in vielen Bereichen in die richtige Richtung geht, um dann wenige Wochen danach neuerlich Diskussionen über eine doch weitergehende Liberalisierung zu starten. So geht das nicht!“ Das hat man übrigens auch in Deutschland erkannt. Dort rudert man nach zehn Jahren Liberalisierung wieder zurück – und zwar aus gutem Grund: Lehrlings- und Meisterzahlen sind zum Teil massiv eingebrochen. Was für Herk auch nachvollziehbar ist: „Warum sollte sich jemand zur Fachkraft ausbilden lassen, wenn er sowieso alles darf?“ Die Gewerbeordnung sichert den Konsumenten nicht nur österreichische Produktions- und Dienstleistungsqualität, sie ist auch ein Garant für unser hervorragendes duales Ausbildungssystem. Diesen Schatz für falsche Liberalisierungsversprechen aufs Spiel zu setzen, wäre fahrlässig. Präsident Herk: „Mehr erfolgreiche Gründungen und Start-Ups bekommen wir nämlich nicht durch weniger Ausbildung, ganz im Gegenteil. Dafür braucht es schon eine niedrigere Steuern- und Abgabenquote sowie weniger Bürokratie.“ Hier setze die Reform der Gewerbeordnung mit einer Durchforstung des Betriebsanlagenrechts an der richtigen Stelle an.

Neben den Weichenstellungen in der Gewerbeordnung setzt die WKO Steiermark auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das gemäß dem Motto „Abgabenlast verringern – Investitionen stärken“ folgende Bereiche umfasst: ein Steuerreformpaket für die gewerbliche Wirtschaft, Maßnahmen zur Steigerung der Standortqualität sowie Modernisierungsschritte im Bereich des Arbeitsmarktes.

 Steuerliche Entlastungen:

  • Abschaffung von Bagatellsteuern: z.B. Lustbarkeitsabgabe

 Steuerliche Anreize:

  • Investitionsfreibetrag
  • Beteiligungsfreibetrag
  • Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter

Regionen stärken:

  • Umsetzung der Breitbandstrategie

 Arbeitsmarkt modernisieren:

  • Flexibilisierung der Arbeitszeiten
  • Zumutbarkeitsregelungen anpassen

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