Hospiz Oberes Murtal feierte 20jährigen Bestand: Dem Tod nicht mehr den Krieg erklären

Die Hospizbewegung sei eine der wichtigsten und sozialsten Aufgaben der Gesellschaft von heute, ist Andreas Heller, Lehrstuhlinhaber für Palliative Care und Organisationsethik an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt, überzeugt. Sein Vortrag über die Bedeutung des österreichischen Hospizwesens war Höhepunkt einer am vergangenen Freitag abgehaltenen Jubiläumsveranstaltung der Hospizbewegung des Oberen Murtales im Saal der Judenburger Wirtschaftskammer.

Eine „gnadenlose Therapeutik“ in der Medizin habe dazu geführt, daß das Leben zwar verlängert, aber ebenso das Sterben „zerdehnt“ werde. „Wir dürfen dem Tod nicht mehr den Krieg erklären“, so Heller. Nur so sei es möglich einen menschlichen Abschied vom Leben zu erreichen. Heller, zu dessen Forschungsschwerpunkten Geschichte und Konzept der Hospizarbeit gehören, ist davon überzeugt, dass die österreichische Hospizbewegung eine große Thematisierungsleistung in Bezug auf das „Sterben“ erbracht habe: „Unsere Organisation hat deshalb ein gutes Image in der Bevölkerung.“

Seit 20 Jahren gibt es die Hospizbewegung in den Bezirken Murtal und Murau. Treibende Kraft ihrer Entstehung war Elisabeth Pia Sobota, Leiterin des Hospizarbeitskreises „Oberes Murtal“ und Referentin in der Grundausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter: „Unser Arbeitskreis bietet Beratung und Begleitung in der letzten Lebensphase“, so Sobota. Speziell ausgebildete Mitarbeiter helfen Betroffenen und deren Angehörigen im Umgang mit Krankheit, Tod und Trauer: „Sie ergänzen damit die in unserer Region vorhandenen stationären und mobilen Pflegedienste und unterstützen Familien, die Angehörige betreuen, durch regelmäßige Gesprächsbegleitung und Beratung.“

An den Stützpunkten in Knittelfeld, Judenburg, Pöls und Murau sind derzeit 156 ehrenamtliche Hospizbegleiter tätig, die allein im vergangenen Jahr mehr als 860 Personen betreuten und dafür über 21.000 Stunden aufwendeten und fast 50.000 Kilometer zurücklegten. Blickt man auf die 20 Bestandsjahre der Hospizbewegung im Oberen Murtal zurück, ergibt sich eine beeindruckende Bilanz: „1997 haben wir mit dem ersten Hospizseminar begonnen, es installierte sich das erste mobile Team mit 18 Absolventen“, so Elisabeth Pia Sobota. Seither wurden 10.600 Personen betreut, über 200.000 Stunden investiert und 300.000 Kilometer zurückgelegt.

Einer der Höhepunkte der Feierstunde zum 20jährigen Jubiläum war die Überreichung einer Urkunde an die Pölser Mitarbeiterin Nora Sippel, in der ihre Ernennung zur Hospizpatin festgeschrieben ist. Gratulation dazu gab’s auch von Labg. Hermann Hartleb und Landtagspräsidentin Manuela Khom, die ebenso wie Vertreter der Stadtgemeinden Judenburg und Knittelfeld der Feierstunde beiwohnten.

Man habe für die Zukunft auch Visionen, so Sobota: Es gelte, Wege zu finden, um die Hospizhaltung und Demenzbegleitung in der Gesellschaft breiter bekannt zu machen und diese zu vertiefen. „Außerdem wollen wir die Ausbildung der Mitarbeiter im Ehrenamt vertiefen!“