Wirtschaftsbund lud ein: Wie steht’s mit der Finanzmarktaufsicht in Österreich ?

Information aus erster Hand: Diese gab’s am vergangenen Mittwoch für alle Wirtschaftsinteressierten aus berufenem Munde. Über Einladung des Wirtschaftsbundes Murtal und der Raiffeisenbank Aichfeld war Klaus Kumpfmüller, Vorstandsdirektor der Finanzmarktaufsichtsbehörde in Fohnsdorf zu Gast, um sich in einem hochinteressanten Vortrag dem Thema „Finanzmarktaufsicht im globalen und digitalen Zeitalter“ zu widmen. Oft ist in der vergangenen Zeit über die Wirksamkeit der Aufsicht über die Finanzmärkte, über die Bankenlandschaft und über Transaktionen gesprochen worden. Nicht selten war Kritik an der Effizienz dieser Aufsicht geübt worden. Wie es denn tatsächlich um diesem heiklen Wirtschaftsbereich bestellt ist, bildete den Mittelpunkt der Ausführungen Kumpfmüllers, der den Job des FMA-Chefs seit 2013 ausübt und erst kürzlich vom Bundespräsidenten für eine weitere Funktionsperiode bis 2023 bestellt wurde.

Begrüßt von WK-Bezirksobmann Norbert Steinwidder und Raika-Vorstand Robert Liebminger, wandte sich Kumpfmüller vor allem den Frage zu, ob Bankenregulierung und Finanzierung der Realwirtschaft in einem Widerspruch stünden, beleuchtete die Methoden, mit denen der Finanzmarkt immer weiter digitalisiert wird und stellte die Position der Finanzmarktaufsicht im europäischen Kontext dar.

Aber auch konkrete Kritik war zu hören: Banken vergeben zunehmend Kredite mit weniger Eigenkapital und längeren Laufzeiten, so Kumpfmüller. Das könnte in einem Abschwung zum Problem werden. Vor allem die zunehmend leichtfertige Vergabe von Krediten für Wohnimmobilien beunruhigt den Aufseher. Einige Banken hätten die Standards bei der Kreditvergabe deutlich aufgeweicht, so Kumpfmüller.

Zum einen würde das erforderliche Eigenkapital heruntergeschraubt. Und zum anderen die Laufzeit verlängert. Indem etwa jemand, der sich die Rate für einen 20 Jahre laufenden Kredit nicht leisten kann, einen Kredit mit einer Laufzeit von 35 Jahren bekommt. Derzeit würden die Banken einzeln geprüft. Dabei kennt Kumpfmüller nicht nur die Seite der Aufsicht, sondern auch das operative Gegenüber, nämlich das aktive Bankwesen. Vor seinem Wechsel in die FMA war der Betriebswirt in leitenden Funktionen in Banken und in der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur tätig.

Wie gewaltig der Aufsichtsbereich ist, machten einige Zahlen deutlich, die Kumpfmüller seinem Vortrag voranstellte. Österreichs Finanzwirtschaft hat 2016 mit mehr als 121.000 Mitarbeitern eine Wertschöpfung von 15,7 Milliarden Euro geschaffen und damit 5,7 Prozent zum Brutto-Inlandsprodukt beigetragen. Derzeit beaufsichtigt die österreichische Finanzmarktaufsicht 892 Unternehmen, die zusammen Vermögenswerte von 1.307 Milliarden Euro verwalten. „Wir beaufsichtigen überdies den österreichischen Kapitalmarkt mit 10.223 gelisteten Wertpapieren und jährlich 33,2 Millionen Transaktionen und einer Marktkapitalisierung von 93,3 Milliarden Euro“, berichtete Kumpfmüller, an dessen Vortrag sich eine spannende Diskussion anschloss, bei der einmal mehr die Wirksamkeit der Aufsicht der Finanz- und Kapitalmärkte besprochen wurde.

Die Veranstaltung, die von Isabella Kaltenegger angeregt worden war und zu deren Gästen auch Fohnsdorfs Vizebürgermeister Volkart Kienzl, Raiffeisen-Vorstandsdirektor Matthias Heinrich, WK-Geschäftsführer Michael Gassner, Murtax-Chef Ernst Autischer, HAK-Schulleiterin Sonja Hofer, Sägewerker Markus Schaffer, Notarin Andrea Steinberger, die Unternehmer Koloman Knitl, Helmut Kienzl, Regine Neuper und Karl Hörl, Immobilien-Experte Klaus Donath und Aqua-Vital-Boss Leo Schriefl sowie die Vorstandsdirektoren der Raiffeisenbank „Zirbenland“, Georg Moitzi, Johannes Pernthaler und Franz Guggi begrüßt werden konnten, klang mit einem kulinarischen „Get Together“ aus, das Gelegenheit zum Netzenwerken und zahlreichen interessanten Gesprächen bot.

Waldhuber